Wintersport/07.01.2019

Megatrend Individualisierung: „Die Ski-Industrie muss umdenken“

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Ski und Skischuhe werden personalisiert, individualisiert und sind Custom Made: Immer mehr Wintersport-Fans wollen mit eigens für sie angefertigten Produkten auf die Piste gehen. Wie sich auch große Marken dem Trend anschließen.

Skifahrer wollen sich ihre Skier selbst erstellen.
Skifahrer wollen sich ihre Skier selbst erstellen.

Vor ein paar Jahren wurde Axel Forelle mit seiner Ski-Manufaktur „Build 2 Ride“ von den Branchengrößen noch müde belächelt. „Sie haben gesagt: Vergiss es, du gehst sowieso wieder unter. Mittlerweile haben wir Zahlen erreicht, die sie interessieren. Wir wachsen mit der Produktion von individuellen Ski jedes Jahr zweistellig – mal sind es 25 Prozent, mal weniger“, berichtet der Geschäftsführer des in Farchant ansässigen Unternehmens im Gespräch mit ISPO.com.

Seine provokante These: Firmen wie seine, die den Kunden individualisierte Produkte anbieten, werden in Zukunft nicht mehr ein Nischen-Phänomen sein, sondern die Zukunft der Ski-Industrie mitbestimmen. Custom Made zählt dabei künftig dazu.

Auch Jimi Hendrix schafft es auf Skier.
Auch Jimi Hendrix schafft es auf Skier.
Bildcredit:
Build 2 Ride

Auch die Salzburger von ORIGINAL+ setzen auf Individualisierung. Ihre Skimodelle für Pisten- oder All-Mountain-Skifahrer können mit Hilfe einer eigenen Software auf der Basis künstlicher Intelligenz konfiguriert werden. Durch die Interpretation biometrischer Daten und zusätzlicher Angaben wie Fahrstil und Geländevorlieben, errechnet die Software einen funktional angepassten Ski.

Der Kunde erhält ein individuelles Paar Ski mit individuellem Längsflex, Torsionsflex und Tuning. Das überzeugte auch die Jury des ISPO Award 2018 - bei dem ORIGINAL+ für seine individuellen Ski als Gold Winner ausgezeichnet wurde.

Schuh-Kauf mit Vakuum-Modell oder mit Bootfitting-System

Tatsächlich ist das Thema Individualisierung natürlich auch bei den großen Marken angekommen. Viele Skischuhe – wie das Vakuum-Modell von Fischer – können im Geschäft schon speziell an den Fuß des Kunden angepasst werden. Möglich ist das auch über das Bootfitting-System „MyFit“ von Dalbello.

Die Dalbello-/Marker-/Völkl-Gruppe setzt laut Jonathan Wiant,Leiter Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung, auf „die starke Ausdifferenzierung der einzelnen Segmente und die große Vielzahl an Produkten, um die optimale Lösung für jeden einzelnen Sportler zu finden.“

Die Trends der Wintersport-Saison 2018/2019 in Bildern

Echte Multitalente sind die Bludan Crossblades: Die gleich drei Funktionen verbinden: Mit wenigen Handgriffen sind sie von steigfähigen Schneeschuhen zu Mini-Skiern für die Abfahrt oder gleitenden Lösungen für ebenes Gelände umgewandelt.
Das Wachsen von Ski und Board ist für echten Fahrspaß unabdingbar, aber auch lästig und nicht zuletzt in den meisten Fällen eine Belastung für die Umwelt. Phantom Glide verspricht mit seiner Beschichtung Abhilfe: Ein einmaliges Auftragen als zusätzliche Beschichtung wirkt dauerhaft. Die Gleiteigenschaften des Skis oder Boards bleiben danach konstant stark – ganz unabhängig von äußeren Einflüssen wie der Schneetemperatur.
Frauen sind schon seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Boarder-Szene. Die Hersteller haben diese große Zielgruppe jedoch lange stiefmütterlich behandelt. Das hat sich Gott sei Dank geändert. So etwa bei Burton: Die Board-Veteranen haben ihre Anti Social Splitboards in Sachen Gewicht, Größe und Fahreigenschaften perfekt auf den weiblichen Körper abgestimmt.
Traurig über das Ende der Bike-Saison? Dann verschafft das Hillstrike REV-17 Abhilfe. Das Fahrrad auf drei Skiern bietet dank einer Lenkung wie beim Carving und flexible Federung perfekte Kontrolle und Komfort. Und wahnsinnig schnell ist das Snowbike auch noch: Der derzeitige Geschwindigkeitsrekord des Hillstrikes liegt bei 118 km/h.
Rustikaler Look mit Verantwortungsbewusstsein: Die Skier von Grown sehen in ihrem Holz-Look nicht nur stylisch aus. Sie sind vor allem auch nachhaltig: Statt auf nicht erneuerbare Fasern setzen sie beim Rohmaterial auf Hanffasern. Der ökologische Fußabdruck wird so fast halbiert.
Ein seriell gefertigter Schuh mit der Passform eines Maßschuhs … geht nicht? Geht doch: Tecnica hat mit seinem individuell anpassbaren Forge S den perfekten Wanderschuh für jeden (!) Fuß parat. Jeder Schuh wird binnen 20 Minuten maschinell bei autorisierten Händlern perfekt an jeden einzelnen Fuß des Käufers angepasst.
Als Style-Wunder sind Skijacken nicht unbedingt verschrien. Das Label Templa will das ändern und hat mit seiner Hybrid-Jacke ein Modell auf den Markt gebracht, mit dem man sich auch in den Innenstädten dieser Welt sehen lassen kann. Die Daunenjacke sieht aber nicht nur gut aus, sondern liefert bei alpinen Verhältnissen besten Schutz vor Feuchtigkeit, Wind und Kälte.
Es ist der Klassiker: Nach einer anstrengenden Abfahrt verwandelt sich der Schweiß der Anstrengung im Skilift in eine Kältefalle. Der stetige Wechsel zwischen Action und Ruhepause – zwischen Wärme und Kälte – ist Gift für den Körper. Abhilfe verschafft Helly Hansen mit seiner Paradise Heat Skijacke. Diese kann auf Knopfdruck ihre Wärme regulieren. So werden frierende Muskeln verhindert und die Leistungsfähigkeit gesteigert.
Echte Multitalente sind die Bludan Crossblades: Die gleich drei Funktionen verbinden: Mit wenigen Handgriffen sind sie von steigfähigen Schneeschuhen zu Mini-Skiern für die Abfahrt oder gleitenden Lösungen für ebenes Gelände umgewandelt.
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Frauen sind schon seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Boarder-Szene. Die Hersteller haben diese große Zielgruppe jedoch lange stiefmütterlich behandelt. Das hat sich Gott sei Dank geändert. So etwa bei Burton: Die Board-Veteranen haben ihre Anti Social Splitboards in Sachen Gewicht, Größe und Fahreigenschaften perfekt auf den weiblichen Körper abgestimmt.
Traurig über das Ende der Bike-Saison? Dann verschafft das Hillstrike REV-17 Abhilfe. Das Fahrrad auf drei Skiern bietet dank einer Lenkung wie beim Carving und flexible Federung perfekte Kontrolle und Komfort. Und wahnsinnig schnell ist das Snowbike auch noch: Der derzeitige Geschwindigkeitsrekord des Hillstrikes liegt bei 118 km/h.
Rustikaler Look mit Verantwortungsbewusstsein: Die Skier von Grown sehen in ihrem Holz-Look nicht nur stylisch aus. Sie sind vor allem auch nachhaltig: Statt auf nicht erneuerbare Fasern setzen sie beim Rohmaterial auf Hanffasern. Der ökologische Fußabdruck wird so fast halbiert.
Ein seriell gefertigter Schuh mit der Passform eines Maßschuhs … geht nicht? Geht doch: Tecnica hat mit seinem individuell anpassbaren Forge S den perfekten Wanderschuh für jeden (!) Fuß parat. Jeder Schuh wird binnen 20 Minuten maschinell bei autorisierten Händlern perfekt an jeden einzelnen Fuß des Käufers angepasst.
Als Style-Wunder sind Skijacken nicht unbedingt verschrien. Das Label Templa will das ändern und hat mit seiner Hybrid-Jacke ein Modell auf den Markt gebracht, mit dem man sich auch in den Innenstädten dieser Welt sehen lassen kann. Die Daunenjacke sieht aber nicht nur gut aus, sondern liefert bei alpinen Verhältnissen besten Schutz vor Feuchtigkeit, Wind und Kälte.
Es ist der Klassiker: Nach einer anstrengenden Abfahrt verwandelt sich der Schweiß der Anstrengung im Skilift in eine Kältefalle. Der stetige Wechsel zwischen Action und Ruhepause – zwischen Wärme und Kälte – ist Gift für den Körper. Abhilfe verschafft Helly Hansen mit seiner Paradise Heat Skijacke. Diese kann auf Knopfdruck ihre Wärme regulieren. So werden frierende Muskeln verhindert und die Leistungsfähigkeit gesteigert.

Eigener Ski-Aufdruck: „Individualisierung wird immer wichtiger“

Fischer zum Beispiel bietet die Möglichkeit, die Ski nach dem Kauf mit einem individuellen Aufdruck zu versehen. „Keine Frage, die Individualisierung kommt und wird immer wichtiger. Die Ski-Industrie muss umdenken“, weiß Christian Heise, Produktmanager Boots bei Fischer. In der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens wird längst getüftelt, wie die große Marke auch kleinere Mengen von Produkten effizient herstellen kann.

„Vor der Individualisierung steht jedoch die Simplifizierung. Wir waren in den letzten Jahren immer auf der Suche nach neuen Storys für Ski und Schuhe, viele Kunden kennen sich gar nicht mehr aus. Wir müssen das Portfolio übersichtlicher gestalten“, sagt Heise.

Zahl der Ski-Produkte verwirrt Endkunden

Genau das ist auch die Beobachtung von Axel Forelle. Die Vielzahl der auf dem Markt verfügbaren Produkte verwirrt viele Endkunden, die in einer immer schnelllebigeren Zeit gar nicht mehr die Geduld für die immer aufwändigere Recherche haben. „Der herkömmliche Ski ist doch prinzipiell zu Ende entwickelt“, sagt Forelle: „Die meisten Kunden wollen heutzutage einfach einen gut funktionierenden Ski, der dazu passt, wo sie unterwegs sind: Also zum Beispiel auf der Piste, im Tiefschnee oder auf Skitouren. Und dazu eben ein individuelles Design.“

Die Zeiten, in denen man mit seinen Brettern um jeden Preis auffallen wollte, sind dabei vorbei. Theoretisch ist zwar weiterhin alles möglich – Forelles Firma hat schon Ski mit Schlangenhaut, Solarpanels, Spoiler oder für 6500 Euro auch welche mit dem Abbild eines Kunstwerks gebaut.

Ski selbst zusammenstellen mit Hilfe eines Konfigurators

Aber den meisten Skifahrern geht es vor allem um einen stimmigen Auftritt. „Die Bindung soll zum Beispiel farblich zum Beispiel zum Helm passen, die Farben der Seitenkanten zum Skianzug. Es geht sozusagen darum, ein Gesamtkunstwerk auf der Piste zu sein.“ Besonders beliebt als Ski-Design sind Holzfurniere. Familien-Fotos oder Firmenlogos auf dem Ski werden dagegen eher seltener.

Jedes Jahr bauen inzwischen etwa 500 Menschen ihre Ski in speziellen Kursen in der Werkstatt des Unternehmens selbst, man kann sich über einen Konfigurator aber sein Wunschmodell auch einfach zusammenstellen und bauen lassen. Der Durchschnittspreis für den individuellen Ski beträgt etwa 1000 Euro.

Der vergleichsweise hohe Preis ist genau der Punkt, warum individualisierte Produkte derzeit noch ein Nischen-Phänomen sind. „Derzeit ist das noch etwas für das Premium-Segment. Ein 3D-gedruckter Skischuh mit Innenschuh kostet auch etwa 1200 Euro. Es wird noch eine Zeit dauern, bis so etwas erschwinglicher geworden ist“, sagt Heise.

Kunden-Mehrwert bei Individualisierung im Mittelpunkt

„Für den alpinen Skilauf gibt es bereits einige kleine Anbieter, aber für die großen Produzenten ist es schwierig dies in den auf hohe Stückzahlen ausgelegten Produktionsabläufen umzusetzen“, erklärt Katharina Sandner als Kommunikations-Managerin für Ski-Bindungen bei Tyrolia.

Entscheidend, so Dynafit-Geschäftsführer Benedikt Böhm, sei am Ende der Mehrwert für den Kunden: „Bei solchen Megatrends wie Individualisierung muss man auch aufpassen. Wir müssen genau überlegen, ob es dem Verbraucher wirklich was bringt.“ Beim Thema individuellere Produkte könne auch die Zusammenarbeit in der Ski-Industrie helfen: Dynafit lässt zum Beispiel seinen Highend „Carbonio Tourenschuh“ von den Skibergsteig-Experten Pierre Gignoux herstellen.